Graue Schienen

So,
ich habe jetzt jeden (!) Bericht zum Thema Carrera Schienen lackieren/ streichen gelesen aber so ganz komme ich nicht mit den Empfehlungen klar. Dies betrifft vor allem die Auswahl der Farbtyps und Farbe. Meines Erachtens wird hier mit falschen Begriffen gearbeitet. Ich bin selber nicht vom Fach allerdings spuckt Wikipedia und Co dauernd widersprüchliches zu den Empfehlungen hier aus. Also schreibe ich hier ein kurzes Kompendium und hoffe auf Eure Mitarbeit. Anbei ein kleiner Vorgeschmack auf mein Endergebnis:







Teil 1 - Allgemeines: 


1. Anforderungen an die Farbe:
Zuerst beschreibe ich einmal kurz, welche Fragen sich bei der Farbwahl und den Eigenschaften der Farbe stellen:


  • Soll die Farbe selbst gemischt oder fertig gemischt werden. RAL Farben, d.h. die fertig gemischten, haben den Vorteil, dass man sie jederzeit nachordern kann. Selbstgemischte muss mann dann selber neu anfertigen und den Farbton treffen.


  • Soll die Farbe nachträglich bearbeitet werden können, um Fahrbahnalterung, Reifenspuren, Fankritzeleien, Randstreifen aufzumalen?


  • Wie steht es um die empfindlich der Farbe


  • Soll die Farbe Wasserfest sein, leicht zu reinigen?


  • Darf sie Lösungsmittel enthalten?


  • Benötigt man eine Grundierung oder kann man direkt losmalen?


  • Wie soll der Grip der bemalten Schiene sein? Wie verhalten sich die Reifen?





  • 2. Farbtypen
    Dispersionsfarbe/ Abtönfarbe/ Wandfarbe: Ist die ganz normale Wandfarbe für den Innenbereich bspw. im 10 liter Eimer. Abtönfarbe ist ebenfalls für den Innenbereich und kann der Dispersionsfarbe beigemischt werden oder pur verwendet werden ( in diesen Bereich fällt meines Erachtens auch die Straßenfarbe von Faller / Heki). Meines Erachtens ist Abtönfarbe das gleiche wie normale Wandfarbe, nur wesentlich intensiver/ da stärker pigmentiert. Die Farbe ist matt.



    • Acrylfarbe: Aus dem Künstlerbereich. Kenne ich mich nicht so aus, darf man nicht verwechseln - so wie mir das passiert ist- mit Alkydharzlack


    • Alkydharzlack/ Acryllack: Auch Buntlack aus dem Baumarkt genannt. Die Farbe ist wasserfest und deshalb unterscheidet sie sich von Dispersions/ Abtönfarbe. Die Farbe gibt es in matt und glänzend.Eine Grundierung wird benötigt, es gibt aber auch fertige Lacke, in denen ist die Grundierung enthalten.


    • 2K Farbe: Farben auf 2 Komponenten Basis, Lösemittelhaltig. Kompliziertes Thema. Die Farben gibt es in matt und glänzend.


    • Latexfarbe: Wird auch schon mal verwendet, ist wohl eher wasserdicht und glänzend.


    • Folie: Sonderfall - zum Autofolieren, hält auch auf Carrera Schienen. Die Folie kann wieder entfernt werden. Vorteil ist, dass man die Schiene auch wieder in den Ursprungszustand versetzen kann.



    • Jetzt gibt es zu diesen verschiedenen Farbtypen noch zig Zusammensetzungen, d.h. die Hersteller geben alles Mögliche hinzu, da gibt es auch Hybridlacke. Ich konzentriere mich hier auf die oben genannten Farben.


      3. Allgemeine Tipps zum streichen
      Rückgängig machen: Eins ist klar, eine einmal angestrichene Bahn bekommt Ihr nie wieder in den Ursprungszustand. Das sollte Euch klar sein! Aber ich denke, dass man den Farbton durchaus noch ändern kann, indem man drüber streicht, vielleicht hat das der ein oder andere schon einmal getan und kann seine Erfahrungen hier teilen.



      4. Farbton:

      Hier der link auf die Farbpalette: 
      Mein Favorit ist RAL 7043 (oder ähnlich). Ob Ihr jetzt freihändig mischt oder anmischen lasst, ist in meinen Augen unerheblich und für jeden Farbtyp (Acryl, Latex, Dispersion etc.) gleich. Selbst wenn Euch die Farbe ausgeht und ihr müsst selber nachmischen, so schwierig ist es nicht, zumindest in Richtung des Farbtons zu kommen. Im Endergebnis sieht man kaum die Nuancen bzw. ist es teilweise gewünscht, einzelnen Streckenabschnitte eine klitzeklein andere Farbgebung zu verpassen. 


      Die Farbgebung meiner Bahn war dennoch der deutlich schwierigste Teil. Ich habe ein Dutzend Schienen gestrichen, um "meinen" persönlichen Ton zu treffen.
      Die hier im Forum genannten Farben Staubgrau und Silbergrau waren mir zu hell. Das oftmals verwendete Acryl hatte immer einen "Blaustich". 
      Letzendlich habe ich ca. 2/3 Schwarz und 1/3 Weiß zu einem dunkleren Grau gemischt. Da ich ein zwei mal gemischt habe, habe ich jetzt zwei unterschiedliche Bahnteilstücke. Aber definitiv kein Problem, einfach eine Schiene zum überblenden zwischen den Farbtönen nehmen. Ist bisher niemand aufgefallen und es waren einige kritische Zeitgenossen dabei. Ganz im Gegenteil, die Bahn hat so auch einen natürlicheren Eindruck.


      5. Der Anstrich 


      a) Abkleben: 



    • Die meisten kleben beide Stromleiter und den Schlitz komplett ab. D.h. der Slot bleibt schwarz. 


    • Mit Malerkrepp abkleben: Das Kreppband bei noch relativ


    • feuchter Farbanstrich bereits wieder lösen, da die Farbe (egal welche) sonst relativ leicht unter das Kreppband läuft


      b) Vorstreichen:
      Es reicht aus, die rotweißen Randstreifen vorzustreichen und den Mittelstreifen, da sonst etwas durchscheint. Bei Acryllack passiert es, dass man zwar die Farbe nicht durchsieht aber durchaus die Struktur der Randstreifen und der MIttelstreifen. Bei Dispersionfarbe hat man das Problem nicht.


      c) Streichen/ Rollen:



      • Pinsel: Manche arbeiten mit dem Pinsel, allerdings sollte man hier hochwertige Pinsel verwenden, denn Bürstenhaare auf der Bahn sehen scheiße aus.


      • Fellrolle: Das sind die Rollen, die zum Streichen von Wandfarbe verwendet werden. Es gibt kleine Fellrollen für unsere Zwecke. Ich habe allerdings genauso gute Erfahrungen mit Schaumstoffrollen gemacht.


      • Schaumstoffrollen: Diese werden für Acrylfarbe und für 2K Farbe verwendet.


      • Fell- und Schaumstoffrolle bedingen eine kleine Wanne zum Farben einrollen



      • d) Finish:



      • Reifenspuren auftragen: Wahlweise mit Bleistift oder ganz professionell einen alten Carrera Reifen ein paar mal kräftig über die Kurven ziehen. 


      • Weiße Randstreifen: Auf den Rennstrecken dieser Welt sieht man weiße Randstreifen als Fahrbahnmarkierung. Gängiger Tip hier ist eine Schablone zu basteln: Leitkiel in den Slot und daran einen Ausleger befestigen, Am Rand des Auslegers ein Loch bohren und darin einen weißen Edding stecken. Dann kann man die Strecke abfahren und automatisch den Slot anmalen. M.E. sollte der Edding auf jeder Farbe halten. (Feedback erwünscht.)



      • 6. Abnutzungstest 
        Dispersion. Habe 4 Magnetbomber auf Ghostcar programmiert und kreisen lassen. Es bilden sich sehr schnell schöne Reifenspuren in den Kurven, so muss das!


        7. Konkrete Farbempfehlungen:



        • Faller Straßenfarbe, Heki Straßenfarbe


        • Alkydharzlack/ Acryllack: Swingcolor


        • Abtönfarbe kann beliebiger Hersteller sein. Wichtig ist auf eine gute Farbpigmentierung zu achten. Wenige Farbpigmente (i.d.R. billige no Name Hersteller) bedeuten, dass eher was durchschimmert und man dann nochmal streichen kann. Also lieber direkt zu Alpina Weiß und Alpina Abtönfarbe greifen. (Ich nenne konkret Alpina, da die Farbe bekannt ist und einen hohen Pigmentanteil besitzt)







        • Teil 2 - Meine Testbahn mit Wandfarbe/ Abtönfarbe/ Acryllack /2K Lack/ Granitspray:

          Rechtsstehend das Sammelsurium an Farben, welches ich ausprobiert habe. Nicht auf dem Bild: Der 10 liter Pott weiße Wandfarbe zum mischen mit der schwarzen abtönfarbe.

          Ich habe jetzt alles durch, d.h. mit Dispersion, Acryllack und 2K Lack durch, dazu habe ich jeweils eine komplette Kurve 2 mehrfach hintereinander bestrichen. Im Gegensatz zu Euch hatte ich keine Kurve 1 übrig aber genug Kurve 2 :-)


          Also:
          1. Versuch mit Dispersionsfarbe. Funktioniert wunderbar, ich habe nur den den Mittelstreifen und den Randstreifen vorgestrichen, anschließend die Bahn abgeklebt und dann einmal drüber. Grip ist höher als bei Carrera. Die Schiene ist empfindlicher gegen Kratzer- allerdings nur, wenn man bspw. mit Schraubenzieher über die Fahrbahn ratscht oder beim entstauben gröbere Drecksklumpen - die es ja in jeder Garage gibt - über die Bahn zieht. Riesenvorteil von Dispersion: Man kann wunderbar Gummiabrieb aufbringen: Einfach einen alten Reifen aufschneiden und in der Kurve in Fahrtrichtung drüberziehen. Ergibt super Reifenspuren!

          2. Versuch mit Acryllack von Swingcolor. Nicht der auf Wasserbasis, sondern Lösemittelhaltig. Ebenfalls Mittelstreifen und Randstreifen vorgestrichen. Grip ist höher als bei Carrera, m.E. etwas geringer als bei Dispersion. Ebenfalls einmal Mittel- und Randstreifen vorgestrichen, anschließend einmal drüber. Ich habe den EIndruck, dass der Lack eher abplatzen kann als bei Dispersion, zumindest konnte ich ihnen an den Ränder mit dem Fingernagel abblättern lassen.

          3. Granitspray: Auch das hier oft genannte Graphitspray habe ich ausprobiert, mein Eindruck: Nur ganz sparsam verwenden, da man sonst einen Schneeflockeneffekt auf der Bahn hat, da in meiner Dose der Weißanteil sehr hoch war und die "Granitsplitter" zu grob. Mein Fall ist es nicht, da mir der Schneeflockeneffekt zu groß ist....aber Geschmäcker sind verschieden und wem es gefällt: Der Anstrich/ Spray ist Kinderleicht und der Effekt ist toll. Ob der Effekt realistisch ist, muss jeder selber entscheiden.

          4. Versuch mit 2 K Lack. Den habe ich schnell abgebrochen, weil mir der Gestank und die Wurschtelei auf den Zünder ging. Das Teil, was ich fertig gestellt habe, war dem Acryllack gleichbedeutend vom Grip, die Haltbarkeit natürlich deutlich höher. 

          Was mache ich mit den unterschiedlich bemalten Test-Schienen?

          Alles kein Problem, Männer: Wer mit Dispersion unterwegs ist, kann locker die Testversuche in Acryl und 2K ebenfalls überstreichen. Sehe ich und fühle ich keinen Unterschied beim Fahren.
          Vorsicht walten lassen bei dem Versuch lösemittelfreien Acrylack mit lösemittelhatligen Acryllack oder 2K Lack zu überstreichen. Das trocknen dauert ewig, weil die Lösemittel sich vereinigen und nicht direkt aushärten. Nach ein paar Tagen aber auch gegessen.

          Reifengrip


          Getestet habe ich Ortmänner, Supertires und Original Carreras. Da konnte ich keinen Unterschied feststellen, ich kann also nicht sagen, dass man bspw. keine Orthmänner auf Dispersion, Supertires auf Acryl etc. fahren darf. Deshalb ist meine oben beschriebene Gripverbesserung für alle gleich.




          Schlussendlich habe ich mich für Dispersion entschieden, da supereinfach zu verarbeiten, preisgünstig, einfach nachzubearbeiten und keine Sauerei, da alles mit Wasser ausgewaschen werden kann. Keine Lösemittel und schön mit Reifenspuren, Betonplattenoptik, Fahrbahnrisse usw. zu veredeln.









          1 Kommentar:

          1. Super Seite - vielen Dank für die Arbeit und Information, die Du hier teilst.

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